Tinbergen-Prinzip

Das Tinbergen-Prinzip bildet ein zentrales Fundament moderner Wirtschaftspolitik. Es besagt, dass für jedes unabhängige wirtschaftspolitische Ziel mindestens ein eigenständiges Instrument erforderlich ist. Der niederländische Ökonom und Nobelpreisträger Jan Tinbergen, einer der Väter der Makroökonomie, formulierte dieses Prinzip als klare Warnung vor ineffizienter Politiksteuerung.

Eine Regierung möchte beispielsweise Preisstabilität, Vollbeschäftigung und Wirtschaftswachstum gleichzeitig erreichen. Für diese drei Ziele sind drei eigenständige Hebel erforderlich: Geldpolitik (Zinssätze und Geldmenge), Fiskalpolitik (Staatsausgaben und Steuern) und Strukturpolitik (Reformen und Regulierung).

Werden weniger Instrumente eingesetzt, geraten die Ziele in Konflikt. Preisstabilität kann nur auf Kosten der Beschäftigung gesichert werden oder das Wachstum bleibt hinter den Erwartungen zurück.

Tinbergen verglich dies sinngemäss mit dem Versuch, drei Nägel mit zwei Hämmern einzuschlagen – das Ergebnis ist zwangsläufig unvollständig oder fehlerhaft.

Das Tinbergen-Prinzip gilt als Grundgesetz der wirtschaftspolitischen Steuerung und ist ein Schlüsselkonzept in der Diskussion um effiziente, mehrdimensionale Politikstrategien. Es macht deutlich, dass sich ohne ausreichende Instrumente komplexe ökonomische Ziele nicht unabhängig voneinander erreichen lassen.

ZurĂĽck zum Glossar