Meine nicht so kurze Antwort auf die Frage nach der Klimaverträglichkeit bei Descartes

Descartes hat sich im letzten Jahr intensiv damit beschäftigt, welchen Einfluss das Anlageportfolio unserer Kund:innen im Klimabereich hat. Wir haben unsere Anlagen einem Klimaverträglichkeitstest unterzogen – hier sind die ungeschminkten Ergebnisse. 

ESG heisst noch nicht klimafreundlich

Anlegen nach ESG-Kriterien umfasst Aspekte zu Umwelt, Sozialem und Governance. Sie erfüllen damit aber nicht zwingend spezifische Klimaziele. Oder konkreter: es stellt sich trotzdem die Frage, ob die Anlagen, in welche Kund:innen von Descartes anlegen, mit dem Pariser Klimaabkommen vereinbar sind. Das wollten wir genauer wissen. 

Unsere Portfolios im Klima-Test

Wir haben unsere Portfolios einem Test unterzogen. Unsere erste Bilanz: die Zahlen sehen grundsätzlich gut aus. Allerdings können wir vieles noch nicht messen, beziehungsweise abschätzen lassen. Hier eine kurze Zusammenfassung – ungeschminkt und einschliesslich der Fragen, die wir noch bearbeiten müssen.
 
Wir haben unsere gesamten Portfolios eingereicht, um es mittels dem vom Bund angebotenen Klimaverträglichkeitstest analysieren zu lassen. Der Test basiert auf einer Methode, welche die Portfolios darauf prüft, ob sie in klimarelevante Sektoren (Energie, fossile Ressourcen, Transport, Gebäude, Stahl/Zement) investiert und wenn ja wieviel. Daraus berechnet sich dann eine Art Klimafussabdruck. Diese Methode kann bisher auf Equity und Bonds angewendet werden.

So schneiden unsere Portfolios beim Klima ab

1. Unser passives Anlagemodell (Swisscanto)

Für die Anlagen aus der Swisscanto-Anlagestrategie (Passiv) erhielten wir gute Noten. Equity finanziert ungefähr 33t CO2 pro Million angelegter CHF, das ist halb so viel wie der Benchmark. Bei Bonds ist der Unterschied sogar noch grösser: mit ca. 86t CO2 pro Million CHF ist Descartes mehr als 60 Prozent tiefer als der Benchmark.

Das Portfolio der Bonds sei insgesamt auf das Pariser Klimaziel-Ziel ausgerichtet. Die Anlagen finanzieren also Firmen, die mit ihren Aktivitäten gesamthaft zu einer Welt beitragen, die sich «nur» um 1,8° erwärmt (für Equity haben wir diese Auswertung nicht erhalten). Das ist noch nicht das 1,5°-Ziel, aber immerhin auf dem richtigen Weg.

Negativ ins Gewicht fallen insbesondere die Anlagen in Stahl- (Bonds) sowie Zementproduktion (Equity). Für diese Firmen ist zurzeit nicht klar, wie sie kompatibel mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens produzieren können. Gesamthaft ist das Portfolio Paris-kompatibel, weil Anlagen in Gas, Öl, Kohle und in sehr energieintensive Produktion von Zement und Stahl minimal sind und weil die Sektoren selbst eben nur ganz kleine Anteile vom gesamten Portfolio ausmachen.

Das sind erstmal gute Neuigkeiten. Dazu sind aber einige Anmerkungen zu machen:

Erstens gilt es zu sagen, dass Bonds und Equity nur knapp 24 Prozent des gesamten Portfolios ausmachen. Der Pacta-Test kann also nur zu einem Viertel der Anlagen eine Aussage zur Klimaverträglichkeit machen. Zweitens fliessen in diese Abschätzungen Ausbaupläne und Kapazitätserweiterungen mit ein. Solche Prognosen sollte man daher immer mit einer gewissen Portion Vorsicht geniessen. Es ist ausserdem wichtig, diese Analysen nicht einmalig zu machen, sondern regelmässig zu prüfen, wie sich die Klimaverträglichkeit des Portfolios verändert hat. Drittens ist der Fokus auf die besonders klimarelevanten Sektoren zwar wichtig, weil diese das grösste Gewicht haben. So seien die klimarelevanten Sektoren bei unserer angebotenen Swisscanto-Anlagestrategie beispielsweise für 43 Prozent der Emissionen des gesamten Bonds-Portfolios verantwortlich. Es darf aber nicht vergessen gehen, dass auch andere Sektoren wichtige Einflussfaktoren für das Klima sein können (das heisst, die anderen 57 Prozent

Und schliesslich sind alle Vergleiche zu den Peers mit Vorsicht zu geniessen, weil die Teilnahme am Test freiwillig ist und der Vergleich nur möglich ist mit den Portfolios, die ebenfalls eingereicht worden sind. Wir fokussierten uns in der Auswertung darum vor allem auf das übergeordnete Alignment mit den Klimazielen und dem weltweiten Benchmark.

2. Unser semi-aktives Anlagemodell «Minimum Risk» (OLZ) 

Die OLZ-Anlagestrategien konnten bedauerlicherweise nicht mit demselben Test analysiert werden, beziehungsweise haben wir keine Resultate erhalten. Wir gehen davon aus, dass nicht genügend Daten vorhanden sind zu den Firmen, in welche das OLZ-Portfolio anlegt. Wir hoffen, dass die Analyse beim nächsten Mal für das gesamte Portfolio gemacht werden kann.

Trotzdem können wir etwas zu OLZ sagen. So haben wir im letzten Jahr nämlich mit dem Fondsmanager vereinbart, dass die Portfolios gegenüber dem weltweiten MSCI-Benchmark mindestens 30% tiefer sein sollen.

Mit einem sinkenden Benchmark, wird darum auch der OLZ-Fussabdruck stetig sinken müssen und das bereits auf einem niedrigeren Niveau. Ebenfalls können wir für jede Anlagestrategie den CO2-Fussabdruck berechnen lassen. Wir wissen also noch nicht, ob die Anlagen kompatibel sind mit dem Pariser Abkommen (weil uns die Zukunftsprognosen zu diesen Firmenaktivitäten fehlen), aber wir kennen den Status Quo.

Unsere nächsten konkreten Schritte Richtung klimafreundlicheres Anlegen

  1. Wir sind daran, die CO2-Information für alle Portfolios transparent auszuweisen, so dass die Kund:innen ihren eigenen CO2-Fussabdruck ausrechnen können. Wer an diesem Fussabdruck etwas ändern will, kann mit Descartes Kontakt aufnehmen. 

  2. Ebenfalls sind wir laufend im Gespräch mit den Anbietern unserer Portfolios – also eine Art Engagement auf der Ebene, wo wir als B2B2C-Anbieter es tun können. So haben wir angeregt, dass OLZ diese neue Klimastrategie für Descartes Kund:innen einführt. Jetzt, und weil wir keine Klimaverträglichkeits-Ergebnisse zu OLZ haben, fragten wir an, ob sie diese Berechnungen selbst vornehmen können. So könnten wir unseren Kund:innen ähnliche Informationen wie die Auswertung aus dem Test zukommen lassen können.

  3. Wenn wir bei Descartes über neue Partnerschaften im B2B2C-Bereich sprechen (das heisst neue Anlagestrategien in unser Portfolio aufnehmen), ist das Klimathema zentraler Bestandteil. Ziel soll sein, dass wir bei allen Anlagestrategien, die wir unseren Kund:innen anbieten, die Klimaverträglichkeit abschätzen können – und dass unsere Partner glaubwürdig aufzeigen können, welche Massnahmen unternommen werden, um einen negativen Einfluss aufs Klima zu minimieren.

  4. Wir berechnen neben den finanzbasierten Emissionen unsere eigenen Emissionen aus Scope 1 und 2 (Strom, Heizen, Benzin für Geschäftsfahrten, etc.), sowie für Scope 3 (insbesondere das Server-Hosting, das zentral ist für unsere Haupttätigkeiten im B2B-Bereich). Ebenfalls identifizieren wir weitere wichtige Nachhaltigkeitsfaktoren in der Firma selbst, beispielsweise den Einfluss auf die Umwelt über das Klima hinaus, durch die Auswahl von saisonalen und regionalen Lebensmitteln bei unseren Anlässen.

In Kürze: wir können (noch) nicht einfach den Daumen hoch geben, sondern brauchen weitere Informationen von unseren Partner:innen und auch weitere Methoden, um die Klimaverträglichkeit der gesamten Anlagen abschätzen zu können. Wir sind froh, ehrlich sagen zu können, dass wir nicht bei Null beginnen müssen.