Meine Reise in die Finanzwelt

Als Frau ohne Bezug zur Finanzbranche einen Finanzblog starten? Habe ich gemacht! Wie und warum? Weil ich wünschte, dass ich mein heutiges Wissen schon früher gehabt hätte! Deshalb plädiere ich heute dafür, dass Finanzen ein Lifestyle-Thema werden. Denn das sind sie: ein Teil unseres Lebensstils!

Frauen und Finanzen – Es ist schwierig…

Fallen wir mit der Tür ins Haus: Ich habe praktisch alle Fehler gemacht, die man Frauen im Umgang mit Finanzen so nachsagt. Gepaart mit ein paar gut schweizerischen (konservativen) Glaubenssätzen, gab das eine schöne Mischung, die mich im Nachhinein selbst über mich staunen lässt. Positiv gesehen war es auch die Grundlage für die Gründung meines Finanzblog. Aber fangen wir von vorne an.

3. Säule Part I: das Bankkonto oder ich habe keine Ahnung

Ich bin in den 90er-Jahren in der Innerschweiz aufgewachsen. In vielen Belangen war das perfekt aber im Umgang mit Geld sind die Glaubenssätze, die nach wie vor tief verankert sind, leider nicht hilfreich. Ich habe früh angefangen mein eigenes Geld zu verdienen und auch sparen war immer wichtig. Schon bald konnte ich Geld zur Seite legen und habe mein Sparkonto gefüllt. Als es dann nach 20 irgendwann um die 3. Säule ging, hatte ich zwar schon davon gehört, wirklich viel darüber wusste ich jedoch nicht. Ich habe dann ein Bankkonto eröffnet, weil es schnell ging, es alle so machten und ich Ende Jahr ja ohnehin jeweils Geld übrig hatte. Zudem kann man Steuern sparen. Das war so ziemlich alles, das ich wusste. Über langfristige Finanzplanung sprachen wir wenig, sowohl in der Familie als auch unter Freunden und Bekannten. Der Spruch «man spricht nicht über Geld, man hat es» trifft es wohl am besten.

3. Säule Part II: die Beratung oder ich weiss, dass andere eine Ahnung haben

Einige Jahre später hatte sich in der Säule 3a schon einiges angesammelt und ich hatte auch schon von der Inflation gehört. Wirklich verstanden oder mich damit befasst hatte ich mich jedoch nicht. Die Zeit fehlte mir einfach. Gleichzeitig habe ich jeweils tagelang Hotels und Flüge verglichen, um die coolsten und preislich attraktivsten Ferien zu finden.

Irgendwann wusste ich, ich muss das jetzt anpacken. Die Zeit fehlte aber nach wie vor und die Lust eigentlich auch. Da kam ein Berater gelegen! Ich habe mich im Bekanntenkreis umgehört und jemanden gefunden. Dieser Kontakt hat mir das Schweizer Vorsorgesystem erklärt und ich ihm, dass ich nichts Kompliziertes und schon gar kein Risiko will. Dementsprechend sah auch die Lösung aus. Ein Produkt, das weder wirklich zu mir und meinen Lebensumständen passte, noch Rendite abwarf.

Bis ich das realisierte, dauerte es aber nochmals einige Jahre. Den Ausschlag, mich näher mit dem Thema zu befassen, gab schlussendlich, dass ich mein Budget kürzen musste und weniger Geld in die Säule 3a einzahlen wollte. Erst da fiel mir auf, wie viel ich insgesamt einzahlte und dass sich die Einzahlungen nicht so kumulierten, wie ich das eigentlich annahm.

3. Säule Part III: die Selbständigkeit oder ich lerne es (endlich) selbst

Zum ersten Mal in meinem Leben setzte ich mich, als ich so gegen Ende 20 war, hin und kalkulierte selbst. Ein Mathe-Genie bin ich wahrlich nicht und plötzlich merkte ich, dass es dafür auch keine Algebra oder Geometrie braucht! Dies war der Startschuss für mein Interesse an Finanzen. Ich hörte Podcasts, sah mir YouTube-Videos an, las Bücher und Blogs, um zu verstehen, wie das alles überhaupt funktioniert. Als der Groschen fiel, fühlte es sich an, als ob ich endlich verstehen würde, wie die Welt funktioniert! Investieren ist nicht nur etwas für die Reichen. Es braucht kein riesiges Startkapital und das Risiko kann man auch kalkulieren. Es braucht jedoch etwas Zeit, um sich das Wissen anzueignen und den Willen, es auch wirklich zu tun. Das grösste Risiko ist, einfach nichts zu tun!

Meine Säule 3a hat nun den höchstmöglichen Aktienanteil und ich finde Investieren total spannend. Zudem wurde mir bewusst, was für ein Potential gerade wir Frauen hier nicht nutzen. Wir können Rentenlücken schliessen, müssen Zeit nicht gegen Geld tauschen und können, wenn wir es früh und clever planen, mehr Zeit mit unserer Familie verbringen. Hätte ich doch nur schon früher angefangen! Aus dieser Begeisterung und mit den Notizen aus meinen Anfängen entstand mein Blog (und vielleicht auch ein bisschen, weil ich mein gesamtes Umfeld schon genervt habe mit dem Thema).

Die Börse ist nicht böse!

Mein Fazit ist, dass ich jede Frau, die vor grossen Hürden steht, absolut verstehen kann. Ich habe selbst viele Fehler gemacht: das Thema lange ignoriert, auf andere gehört, nicht hinterfragt, nicht darüber gesprochen und es mir nicht zugetraut. Das Schöne ist aber, dass heute alle Informationen zugänglich sind. Egal, welche Form du bevorzugst, du wirst die Informationen finden, die dich weiterbringen. Deshalb mein Appell an alle Frauen: Es lohnt sich, das Thema anzupacken und es ist viel weniger kompliziert, als du glaubst!

​Über unsere Gastautorin: Angela Mygind ist Direktionsassistentin und Finanzbloggerin. Ohne beruflichen Bezug zur Finanzbranche hat sie vor ein paar Jahren ihre Finanzplanung selbst in die Hand genommen und dabei festgestellt, dass viele Frauen das Thema vernachlässigen. Seither schreibt sie auf missfinance.ch in einfachen Worten über Frauen und Finanzen, die Börsenwelt und die Schweizer Altersvorsorge. Ihr Anliegen: Frauen für das Thema begeistern und Leichtigkeit in die Finanzen bringen.