Das Cape-KGV, auch Shiller-KGV oder zyklisch adjustiertes Kurs-Gewinn-Verhältnis genannt, ist eine vom Nobelpreisträger Robert Shiller entwickelte Bewertungskennzahl für Aktien.
Es unterscheidet sich vom normalen KGV dadurch, dass es die inflationsbereinigten Gewinne über einen Zeitraum von zehn Jahren berücksichtigt und nicht nur die Gewinne des letzten Jahres. Es glättet die Auswirkungen von Konjunkturzyklen und gibt ein stabileres Bild der Ertragskraft eines Unternehmens.
Im Wesentlichen bietet das Cape-KGV eine längerfristige Perspektive der Aktienbewertung und soll die Auswirkungen kurzfristiger Gewinn- und Aktienkursschwankungen reduzieren.
Das Cape-KGV wird häufig verwendet, um zu beurteilen, ob der Aktienmarkt insgesamt oder einzelne Aktien im Vergleich zu historischen Durchschnittswerten über- oder unterbewertet sind. Liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis deutlich über seinem langfristigen Durchschnitt, kann dies auf eine Überbewertung der Aktien und damit auf eine Marktkorrektur hindeuten.
Anleger:innen nutzen das Cape-KGV auch, um zu entscheiden, wann sie in den Aktienmarkt ein- oder aussteigen sollten. Ein hohes KGV kann auf einen günstigen Verkaufszeitpunkt hinweisen, ein niedriges KGV auf einen attraktiven Einstiegszeitpunkt.
Im Durchschnitt liegt das Cape-KGV bei 15-20, was bedeutet, dass die Unternehmen in den letzten 10 Jahren durchschnittlich mit dem 15- bis 20-fachen ihrer Gewinne bewertet wurden. Das durchschnittliche KGV kann jedoch stark schwanken und liegt nicht selten deutlich über oder unter dem Durchschnitt.
In der Vergangenheit hat sich das Cape als besonders nützlich erwiesen, um Zeiten von Marktblasen und Überbewertungen zu erkennen. So hat es beispielsweise vor den Börsencrashs von 1929 (Schwarzer Freitag) und 2000 (Dotcom-Blase) eine Überbewertung korrekt angezeigt. Auch vor der globalen Finanzkrise von 2008 warnte das Cape aufgrund der steigenden Kurs-Gewinn-Verhältnisse.
Andererseits kann das Kurs-Gewinn-Verhältnis in Zeiten strukturellen Wandels oder technologischer Innovation falsche Signale geben. In den 2020er Jahren wurden Technologieaktien, insbesondere von grossen Technologieunternehmen wie Alphabet (Google), Amazon, Apple, Meta (Facebook), Microsoft und Nvidia, mit relativ hohen Kurs-Gewinn-Verhältnissen gehandelt. Trotz der hohen Kurs-Gewinn-Verhältnisse verzeichneten diese Unternehmen weiterhin starke Kurszuwächse, was zum Teil auf ihre Dominanz in der digitalen Wirtschaft zurückzuführen ist.
Zudem hat es im Niedrigzinsumfeld nur bedingt funktioniert. So wurde beispielsweise die Zinsentwicklung ignoriert, obwohl sie einen erheblichen Einfluss auf die Aktienbewertungen hatte. In Zeiten anhaltend niedriger Zinssätze akzeptierten die Anleger:innen oft höhere Kurs-Gewinn-Verhältnisse.