Greater Fool

Der Begriff Greater Fool beschreibt ein weitverbreitetes Phänomen auf den Finanzmärkten, bei dem Investor:innen Vermögenswerte nicht aufgrund ihres inneren Werts kaufen, sondern in der Hoffnung, sie später an jemanden zu einem noch höheren Preis weiterverkaufen zu können.

Dieser «jemand» ist im Sinne des Begriffs der «grössere Narr» – also die nächste Marktteilnehmerin bzw. der nächste Marktteilnehmer, die bzw. der bereit ist, noch irrationaler zu handeln. Im Zentrum dieses Verhaltens steht nicht die Frage, ob ein Investment unterbewertet ist, sondern ob es sich kurzfristig teurer verkaufen lässt. Die Hoffnung auf steigende Preise basiert dabei weniger auf fundamentalen Daten als auf Spekulation und Herdenverhalten.

Das Greater-Fool-Prinzip lässt sich besonders in Marktphasen beobachten, die von Euphorie und Übertreibung geprägt sind. Anleger:innen kaufen Vermögenswerte – etwa Aktien, Immobilien, Kryptowährungen oder NFTs –, weil sie davon ausgehen, dass sich stets jemanden finden wird, der noch mehr zahlt. Dieser Mechanismus kann eine Weile gutgehen, solange das Vertrauen in kontinuierlich steigende Preise besteht. Doch sobald dieses Vertrauen erodiert, kommt es zum Preisverfall. Die Kette reisst, und die letzte Käuferin bzw. der letzte Käufer – also der «grösste Narr» – bleibt auf seinem überteuerten Investment sitzen.

Historisch gesehen gab es viele Beispiele für Märkte, die vom Greater-Fool-Prinzip getrieben waren. Zu den bekanntesten zählt die niederländische Tulpenmanie im 17. Jahrhundert, bei der einfache Tulpenzwiebeln für den Preis eines Hauses verkauft wurden. Auch die Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende oder die Immobilienkrise von 2008 sind klassische Beispiele: Anleger:innen kauften Aktien oder Immobilien zu irrational hohen Preisen, oft ohne fundierte Analyse, allein im Vertrauen auf steigende Märkte.

Psychologisch lässt sich das Verhalten mit der Angst erklären, eine Gelegenheit zu verpassen – bekannt als FOMO («Fear of Missing Out»). Hinzu kommt ein starker Gruppeneffekt: Wenn viele andere in ein Asset investieren, erscheint es irrational, aussen vor zu bleiben. Diese Dynamik kann kurzfristig enorme Kurssteigerungen erzeugen, doch sie endet häufig abrupt – mit hohen Verlusten für diejenigen, die zu spät eingestiegen sind.

Das Greater-Fool-Prinzip ist ein Warnsignal für spekulative Übertreibungen. Es zeigt, wie sehr Märkte von Emotionen und Erwartungen geprägt sein können.

Für langfristig orientierte Anleger:innen ist es daher ratsam, nicht auf die Existenz eines «noch grösseren Narren» zu hoffen, sondern in reale Werte zu investieren, deren Preis durch fundamentale Kennzahlen gestützt wird.

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