Herabstufung der US-Bonität prägt das Geschehen
Die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit dominierte die Schlagzeilen im Mai und belastete die Anleihemärkte. Moody’s entzog den Vereinigten Staaten das AAA-Rating – ein Schritt, der auch andere Märkte unter Druck setzte.
Eine aktuelle Einschätzung über die Entwicklungen auf den globalen Finanzmärkten im Mai 2025:
1. Aktien
Die Aktienmärkte haben sich weitgehend von den US-Zollankündigungen erholt. Dennoch bleibt die Unsicherheit rund um Trump bestehen, da er eine neue Einnahmequelle in Form von Steuern auf US-Dividenden und Zinsen in Erwägung zieht. Zusätzlich drückt die schwache Saisonalität im Sommer die Stimmung: Das bekannte «Sell in May and go away, but remember to come back in September» gilt nach wie vor. Geringere Handelsvolumina erhöhen die Anfälligkeit für Rückschläge. Wir erwarten daher weiterhin eine erhöhte Volatilität.
2. Zinsen
An den Märkten wird für September eine Leitzinssenkung erwartet, nachdem der PCE-Preisindex – das von der US-Notenbank bevorzugte Inflationsmass – im Jahresvergleich stärker als erwartet von 2,3% auf 2,1% gefallen ist. Die EZB dürfte dagegen bereits am 5. Juni die Zinsen senken. Die Inflationsentwicklung verschafft ihr Spielraum, um die schwächelnde Wirtschaft zu stützen. Auch die Schweiz wird die Zinsen im Juni vermutlich noch einmal senken – eventuell sogar unter null.
3. US-Dollar
Die zwischenzeitliche Erholung des Greenback war nur von kurzer Dauer: Der Dollarindex DXY fiel erneut unter 100. Auslöser war die zweite Schätzung des US-BIP, die ein annualisiertes Schrumpfen der Wirtschaft im ersten Quartal um 0,2% zeigte. Wir erwarten daher weiterhin einen schwachen Dollar.
4. Gold
Gold befindet sich derzeit in einer Konsolidierungsphase nach den letzten Hochs. Die Nachfrage nach sicheren Häfen ist leicht gesunken, aber politischer Widerstand könnte den Goldpreis wieder stützen.
5. Öl
Am 31. Mai beschlossen die OPEC+-Länder, ihre Förderkürzungen im Juli leicht zu lockern. Das bedeutet, dass wieder mehr Öl auf den Markt kommt. Dennoch dürfte der Ölpreis leicht steigen, weil der Markt mit einer noch schnelleren Erhöhung gerechnet hatte. Ausserdem ist das Angebot weiterhin knapp, und die Nachfrage zieht im Sommer meist an.
Dies ist eine Einschätzung von Adriano Lucatelli, Finanzexperte und Mitgründer sowie Geschäftsführer von Descartes. Die Prognosen und Aussagen über die Finanzmärkte widerspiegeln die persönliche Meinung von Adriano Lucatelli zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich jederzeit verändern. Verweise auf bestimmte Wertpapiere, Vermögensklassen oder Finanzmärkte dienen nur zu Illustrationszwecken und sollten nicht als Beratung oder Empfehlung in Bezug auf den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren verstanden werden.
