Soll Bitcoin ins Portfolio?

Bitcoin kann das Portfolio diversifizieren – denn die Kryptowährung hat eine niedrige Korrelation mit anderen Anlageklassen. 

Bitcoin (BTC), die älteste und – gemessen an der Marktkapitalisierung – grösste Krypto- bzw. Internetwährung, hat seit der Einführung im Januar 2009 zunehmend an Bedeutung gewonnen. Der Ritterschlag erhielt Bitcoin am 10. Januar 2024, als die US-Börsenaufsicht elf Bitcoin Spot ETF zugelassen hat. Damit haben nun auch institutionelle Anleger einen einfachen Zugang zu diesen neue Anlageklassen.

Im Gegensatz zu traditionellen Anlageformen wie Aktien, Obligationen und Rohstoffen ist Bitcoin volatiler. Ein Grossteil der Volatilität in den vergangenen Jahren kann der Sensitivität gegenüber der kleinen Gesamtmarktgrösse, den regulatorischen Hindernissen und generell der begrenzten Durchdringung in den Mainstream zugeschrieben werden.

«Die Volatilität des Bitcoins sollte nicht ausschliesslich negativ bewertet werden, sondern bietet auch Chancen.»

Rino Borini, Verwaltungsratspräsident Descartes

Diese Schwankungen können als Renditetreiber dienen. Für Anleger:innen bedeutet dies die Chance auf überdurchschnittliche Gewinne, birgt jedoch auch ein gesteigertes Risiko, das sorgfältig abgewogen werden muss.

Die Risikosicht: Bringt Bitcoin im Portfolio einen Diversifikationsnutzen?

Die bekannteste Strategie zur Risikominimierung ist die Diversifikation. Das ist eine Risikomanagementmethode, bei der eine Vielzahl von Anlagen in einem einzigen Portfolio gemischt wird. Die Idee dahinter ist, dass ein Portfolio aus verschiedenen Anlagearten im Durchschnitt höhere Renditen erzielt und den Anleger:innen dabei einem geringeren Risiko aussetzt. 

Das Hinzufügen von Bitcoin zu einem Portfolio kann tatsächlich dazu beitragen, das Risiko zu diversifizieren: Die folgenden Zahlen zeigen, dass die Kryptowährung auf lange Sicht eine niedrige Korrelation mit anderen Anlageklassen aufweist und daher als diversifizierendes Element in Portfolios eingebaut werden kann. 

  • Zwischen 2010 und 2012 lag die Korrelation zwischen Bitcoin und dem S&P 500 (SPX) bei durchschnittlich –0,25, was einer moderat negativen Korrelation entspricht, so die Zahlen von Trading View.
  • Der CMBI Bitcoin Index wies von 2020-2022 gemäss Morningstar einen Korrelationskoeffizienten von nur 0,32 mit Aktien (gemessen am Morningstar US Market Index) und eine noch geringere Korrelation von nur 0,14 mit Anleihen (gemessen am Morningstar US Core Bond Index) auf.

Sie können die Korrelation selbst nachrechnen. Nutzen Sie dazu die Excel-Formel «=CORREL(Spalte D, Spalte E)». Füllen Sie in der ersten Spalte die Schlusskurse des Bitcoins und in der zweiten Spalte die Schlusskurse zum Beispiel des Nasdaq-Index ein. Haben Sie eine deutsche Excel-Version, wäre die Formel «=KORREL(SpalteD;SpalteE).

Allerdings gibt es auch Anzeichen dafür, dass Bitcoin keine wirksame Diversifikation bietet, weil dessen Preisschwankungen häufig mit anderen Anlageklassen korrelieren. So zeigen Analysen, dass Bitcoin während Perioden starker Marktturbulenzen eher als Risikoanlage denn als sicherer Hafen betrachtet werden muss. Im «Risk-off»-Modus ziehen Anleger:innen sich aus riskanten Anlagen zurückziehen, das gilt auch für Bitcoin.

Im März 2020 verursachte beispielsweise der Ausbruch der COVID-19-Pandemie einen weitreichenden Marktabsturz, bei dem die globalen Aktienmärkte und viele andere Vermögenswerte erhebliche Einbussen verzeichneten. Bitcoin war gegen diesen Ausverkauf nicht gefeit und erlebte einen starken Preisverfall. Während dieser Zeit stieg die Korrelation zwischen Bitcoin und dem S&P 500 auf etwa 0,6.

Die Renditesicht: Lohnt es sich, dem klassischen Portfolio Bitcoin beizumischen? 

Neben der Betrachtung des Risikos ist es ebenso wichtig, die Perspektive der Rendite einzunehmen, denn Volatilität sollte nicht ausschliesslich als negativ bewertet werden, sondern kann auch ein Motor für höhere Erträge sein.

Eine aktuelle Untersuchung der Hochschule für Wirtschaft (HWZ Zürich) beleuchtet den Einfluss einer fünfprozentigen Bitcoin-Beimischung auf ein Schweizer Aktienportfolio. Hierfür wurden 95 Prozent des Vermögens im SPI-Index und 5 Prozent in Bitcoin angelegt. Ohne Bitcoin hätte das Portfolio von 2019 bis 2023 eine jährliche Rendite von 8,2 Prozent erzielt. Durch Hinzunahme von Bitcoin stieg die Rendite jedoch auf 10,2 Prozent, was eine signifikante Mehrrendite bedeutet. Gleichzeitig führte die höhere Volatilität von Bitcoin zu einem Anstieg der Gesamtportfolio-Volatilität von 13,9 Prozent auf 14,8 Prozent. Dieser Anstieg der Volatilität gilt als moderat, insbesondere für aktienfähige Anleger:innen. Zudem befindet sich dieser Wert noch immer unter dem historischen Aktienmarktvolatilitätsdurchschnitt von 20 Prozent.

Ein Blick in die Zukunft von Bitcoin

Die Etablierung von Bitcoin-ETFs könnte zur Stabilisierung des Kryptowährungsmarktes beitragen: Weil immer mehr institutionelle Anleger grössere Beträge investieren und dabei eine längerfristige Anlagestrategie verfolgen. Dieser Zustrom könnte die bisher typische extreme Volatilität von Kryptowährungen abschwächen.

Zudem verbessert die Verfügbarkeit von Bitcoin-ETFs an regulierten Börsen die Sichtbarkeit und Zugänglichkeit dieser Assetklasse für ein breiteres Spektrum von Investoren.

Dennoch ist es wichtig, dass Anleger:innen sorgfältig abwägen, ob sie Bitcoin in ihr Portfolio aufnehmen, und dass sie sowohl das Risiko als auch das Rendite-Potenzial von Bitcoin verstehen. Ich empfehle darum jeder und jedem, sich von Finanzprofis informieren zu lassen, bevor man sich entscheidet, Bitcoin in das eigene Portfolio aufzunehmen. Als Gründer von House of Satoshi habe ich es mir zu Mission gemacht, Menschen bei genau solchen Fragen zu helfen.