Inheritocracy und die Bank of Mum and Dad: Strategien für finanzielle Unabhängigkeit ohne Erbe

In einer «Inheritocracy» entscheidet die Herkunft über Chancen: Vermögen und Einfluss werden vererbt, nicht erarbeitet. Doch was, wenn man nicht auf die «Bank of Mum and Dad» zählen kann? Dieser Artikel zeigt, wie Sie sich trotzdem eine finanzielle Zukunft aufbauen können.

Der Begriff «Inheritocracy» taucht immer häufiger auf. Er setzt sich aus den Wörtern «inherit» (erben) und «-cracy» (Herrschaft) zusammen und beschreibt eine Struktur, in der Vermögen und Macht nicht durch harte Arbeit oder Leistung («meritocracy»), sondern durch Erbschaft von Generation zu Generation weitergegeben werden. Er geht auf Adrian Wooldridge und sein Buch «The Aristocracy of Talent: How Meritocracy Made the Modern World» (2021) zurück. Darin kritisiert Wooldridge, dass moderne Gesellschaften, die einst eine Leistungsgesellschaft waren, wieder in ein System abdriften, in dem Reichtum, Einfluss und Privilegien zunehmend vererbt und nicht mehr durch individuelle Leistung erworben werden.

«The West is at risk of becoming an inheritocracy, where the distribution of resources is shaped not by merit, but by the ability to inherit.»

Adrian Wooldridge

In einer solchen Gesellschaft haben Menschen mit reichen Eltern oft automatisch bessere Startbedingungen und Zugang zu Ressourcen, die anderen verwehrt bleiben. Ein besonders anschauliches Beispiel ist die sogenannte «Bank of Mum and Dad». Dieser Begriff beschreibt die finanzielle Unterstützung, die viele junge Menschen von ihren Eltern erhalten, um zum Beispiel ein Haus zu kaufen oder ein Geschäft zu gründen.

Was ist die Mama-Papa-Bank?

Diese finanzielle Unterstützung kann in Form von Geschenken, zinslosen Darlehen oder Bürgschaften erfolgen. Während diese Unterstützung oft entscheidend für den Erfolg der Kinder ist, verstärkt sie auch die soziale Ungleichheit. Kinder wohlhabender Eltern haben oft leichteren Zugang zu Eigentum und wirtschaftlicher Sicherheit, während andere ohne diese Unterstützung kämpfen müssen, um dieselben Ziele zu erreichen.

Kritik

Kritiker warnen davor, dass die «Bank of Mum and Dad» und die wachsende Bedeutung von Erbschaften langfristig zu tiefgreifenden Ungleichheiten führen können. Die Chancen, Wohlstand zu erreichen, hängen dann immer stärker von der Herkunft und weniger von der individuellen Leistung ab. In diesem Szenario besteht die Gefahr, dass sich die Ungleichheit zwischen den sozialen Schichten weiter verfestigt, was langfristig zu sozialen Spannungen und einer Verringerung der sozialen Mobilität führen könnte.

Es geht auch ohne Mama und Papa: So baust du dir deine finanzielle Zukunft auf

Wenn man nicht auf die finanzielle Unterstützung der «Bank of Mum and Dad» zählen kann, ist es wichtig, proaktiv und strategisch vorzugehen, um sich trotzdem eine solide finanzielle Basis aufzubauen. Hier sind einige praktische Schritte, um sich bestmöglich vorzubereiten:

1. Finanzbildung aufbauen

Grundlegendes Finanzwissen ist wichtig. Wer die Mechanismen von Sparen, Investieren und Schulden versteht, kann bessere Entscheidungen treffen. Es gibt zahlreiche kostenlose Online-Kurse, Bücher, Blogs – wie der von Descartes – und Podcasts (zum Beispiel Finanzfabio), die dabei helfen, Finanzkompetenz zu entwickeln.

2. Früh mit dem Sparen anfangen

Sparen ist der Schlüssel zu finanzieller Sicherheit. Auch wenn es nur kleine Beträge sind, die regelmässig zurückgelegt werden, können sie mit der Zeit durch Zins und Zinseszins wachsen. Ein Notgroschen, der drei bis sechs Monate Lebenshaltungskosten abdeckt, sollte das erste Ziel sein.

3. Gezielte Karriereplanung

Eine solide Ausbildung und eine gezielte Karriereplanung können langfristig finanzielle Vorteile bringen. Es lohnt sich, in Fähigkeiten zu investieren, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind. Weiterbildung, Networking und das Streben nach einem gut bezahlten Job können den Unterschied machen.

4. Budgetierung und Schuldenmanagement

Ein realistisches Budget hilft, den Überblick über Einnahmen und Ausgaben zu behalten. Vermeiden Sie unnötige Schulden und konzentrieren Sie sich darauf, bestehende Schulden (zum Beispiel Studentendarlehen) so effizient wie möglich zurückzuzahlen.

5. Frühzeitig investieren

Sobald ein Notgroschen angelegt ist, sollten langfristige Investitionen in Betracht gezogen werden. Investitionen in Aktien, ETFs oder Immobilien (wenn möglich) können zum Vermögensaufbau beitragen. Eine langfristige Perspektive und die Nutzung des Zinseszinseffekts sind dabei entscheidend. Dazu eignen sich Sparpläne, die wir ab 10 Franken anbieten.

6. Netzwerke und Fördermöglichkeiten nutzen

Es gibt viele staatliche oder gemeinnützige Programme, die finanzielle Unterstützung bieten, zum Beispiel Stipendien, günstige Kredite oder Förderprogramme für Startup-Gründer:innen. Auch Netzwerke können helfen, berufliche und unternehmerische Chancen zu erkennen, die sich ohne familiäre Unterstützung bieten.

7. Nebenerwerb und Existenzgründung

Nebenjobs oder eigene kleine Geschäftsideen können helfen, zusätzliches Einkommen zu generieren und langfristig finanzielle Ziele zu erreichen. Wer seine Talente oder Interessen in gewinnbringende Tätigkeiten umsetzt, kann sich eine unabhängige Einkommensquelle schaffen.

8. Vermögensbildung in Partnerschaften

In einer Partnerschaft kann gemeinsames Sparen und Investieren das finanzielle Polster deutlich stärken. Wer finanzielle Ziele teilt und sich gegenseitig unterstützt, kann oft schneller Vermögen aufbauen als allein.

Kurz gesagt

Der Aufbau einer finanziellen Basis ohne die «Bank of Mum and Dad» erfordert Planung, Disziplin und Engagement. Mit einer Kombination aus Sparen, Investieren und Karriereplanung ist es möglich, sich langfristig finanziell abzusichern.