Loud Budgeting: Warum Gen Z das Sparen neu definiert

Die Gen Z revolutioniert den Umgang mit Geld. Auf TikTok verbreitet sich der Trend «Loud Budgeting» viral – als Gegenbewegung zum exzessiven Konsumdenken. Was steckt hinter Loud Budgeting? Und warum trifft dieser Ansatz gerade jetzt den Nerv der Zeit?

Während frühere Generationen das Sparen als private Angelegenheit betrachteten, entwickelt sich unter Gen Z ein neuer Trend: Loud Budgeting. Statt sich zu schämen, dass man sich etwas nicht leisten kann, setzen junge Menschen zunehmend darauf, laut über ihr Budget zu sprechen und bewusst auf unnötige Ausgaben zu verzichten.

Was bedeutet Loud Budgeting und wer hat den Begriff geprägt?

Der Begriff «Loud Budgeting» wurde Ende 2023 vom TikTok-Comedian Lukas Battle geprägt. Er stellte das Konzept als bewusstes Gegenmodell zu «Quiet Luxury» vor – dem Trend, teuren Luxus unauffällig zu tragen, ohne damit zu protzen. Stattdessen ermutigt Loud Budgeting dazu, offen über finanzielle Prioritäten zu sprechen und Konsumzwang zu hinterfragen.

«Loud budgeting is a new concept I am announcing for 2024, it’s the opposite of quiet luxury.»

Lukas Battle, TikTok-Comedian

So funktioniert Loud Budgeting: Beispiele aus dem Alltag

  • Anstatt sich unter Druck setzen zu lassen, an einem teuren Abendessen mit Freunden teilzunehmen, sagt man offen: «Das ist nicht in meinem Budget.»
  • Grosse Anschaffungen werden bewusst hinausgezögert – und das aktiv kommuniziert.
  • Auf Social Media wird nicht mehr der teure Lifestyle gefeiert, sondern die bewusste Entscheidung, Geld zu sparen.

Ein Paradigmenwechsel im Umgang mit Geld

Dieser Trend markiert eine grundlegende Veränderung: Während frühere Generationen Konsum als Statussymbol betrachteten, sieht Gen Z finanzielle Kontrolle und bewusstes Wirtschaften als erstrebenswert. Geld zu sparen ist kein Zeichen von Mangel, sondern von Unabhängigkeit.

Gen Z, TikTok und der Wandel des Finanzbewusstseins

Die Generation Z, also Menschen, die zwischen 1997 und 2012 geboren wurden, ist mit multiplen Krisen aufgewachsen – von der Finanzkrise 2008 über die Pandemie bis zur aktuellen Inflation. Geld ist für viele junge Menschen kein unbegrenztes Gut, sondern etwas, das bewusst verwaltet werden muss.

Soziale Medien wie TikTok haben dabei eine Schlüsselrolle übernommen. Während frühere Social-Media-Trends Luxusmarken, Designertaschen und aufwendige Reisen in den Vordergrund stellten, geht es nun verstärkt um:

  • Transparenz im Umgang mit Geld
  • Spar-Challenges und Budget-Hacks
  • Offene Diskussionen ĂĽber finanzielle Unsicherheiten

Hashtags wie #LoudBudgeting, #FinTok (Financial TikTok) oder #FrugalLiving boomen und zeigen, dass Gen Z Sparen nicht als Einschränkung, sondern als smarte Lebensstrategie betrachtet.

«Loud budgeting is part philosophy, part practicality.»

Erica Sandberg, Consumer finance expert 

Warum Loud Budgeting gerade jetzt relevant ist

Drei Faktoren treiben den Trend besonders an:

1. Steigende Lebenshaltungskosten

Die Inflation, höhere Mietpreise und teurere Lebensmittel machen finanzielle Planung unerlässlich. Loud Budgeting hilft, klare Prioritäten zu setzen und unnötige Ausgaben zu vermeiden.

2. Neue Definition von Status

Während früher materieller Besitz als Zeichen von Erfolg galt, wird heute finanzielle Unabhängigkeit wertgeschätzt. «Ich kann es mir leisten, entscheide mich aber bewusst dagegen» – diese Haltung wird zum neuen Statussymbol.

3. Durchbrechen des sozialen Drucks

Loud Budgeting erlaubt es, sich gegen Gruppenzwang zu stellen, ohne sich rechtfertigen zu mĂĽssen. Wer offen ĂĽber sein Budget spricht, setzt klare Grenzen und inspiriert andere dazu, dasselbe zu tun.

Wie sich Loud Budgeting von frĂĽheren Sparbewegungen unterscheidet

Loud Budgeting ist nicht der erste Trend, der Sparen in den Mittelpunkt stellt. Doch es unterscheidet sich durch seine offene Kommunikation von frĂĽheren Bewegungen wie:

  • Minimalismus: Fokus auf weniger Besitz und bewusstes Konsumieren, oft aus ästhetischen oder nachhaltigen GrĂĽnden.
  • FIRE – Financial Independence, Retire Early: Extremes Sparen mit dem Ziel, frĂĽh in die Pension zu gehen.
  • Frugalismus: Strenge Sparsamkeit und bewusst reduzierter Konsum, um langfristig finanziell unabhängig zu sein.

Während diese Konzepte oft stille oder langfristige Strategien sind, setzt Loud Budgeting auf Sichtbarkeit und den direkten Austausch in Sozialen Medien. Es geht darum, Finanzentscheidungen proaktiv zu kommunizieren und gesellschaftliche Normen herauszufordern.

Loud Budgeting als Finanzstrategie: Was Banken dazu sagen

Nicht nur Social-Media-Trends treiben Loud Budgeting voran, auch Banken haben die Bedeutung dieses Konzepts erkannt. Die kanadische TD Bank beschreibt Loud Budgeting als eine Möglichkeit, bewusster mit Geld umzugehen und die Kontrolle über die eigenen Finanzen zu stärken. In ihrem Artikel «Loud Budgeting 101» empfiehlt die Bank fünf zentrale Strategien:

Diese Ansätze helfen dabei, finanzielle Entscheidungen bewusster zu treffen und langfristig mehr Kontrolle über die eigenen Finanzen zu gewinnen.

Und die Erkenntnisse aus dem Bankensektor zeigen, dass Loud Budgeting nicht nur ein kurzlebiger Social-Media-Trend ist, sondern auch eine sinnvolle Strategie fĂĽr nachhaltige Finanzplanung.

Lautes Sparen kombinieren mit Sparplan-Strategie oder Goal-Based-Investing 

Loud Budgeting kann ein erster Schritt sein, um finanzielle Prioritäten zu setzen. Doch um das volle Potenzial auszuschöpfen, lohnt es sich, die gesparten Beträge gezielt über Sparpläne in eine langfristige Strategie zu überführen.

  • Sparpläne ermöglichen es, regelmässig einen festen Betrag in ein breit gestreutes Portfolio zu investieren. So profitieren Anlegerinnen und Anleger von langfristigem Vermögensaufbau und reduzieren gleichzeitig das Risiko durch den sogenannten Cost-Average-Effekt.
  • Goal-Based Investing bedeutet, dass gespartes Geld gezielt fĂĽr bestimmte finanzielle Ziele investiert wird, etwa fĂĽr eine Weltreise, den Kauf einer Immobilie oder die Altersvorsorge.

Wer also Loud Budgeting nicht nur als Verzicht, sondern als aktiven Schritt in Richtung finanzieller Unabhängigkeit sieht, sollte den nächsten Schritt wagen und seine Ersparnisse sinnvoll anlegen.

Kurz gesagt

Loud Budgeting markiert einen Wandel im Finanzverhalten, insbesondere unter Gen Z. Statt sich von gesellschaftlichem Druck zu übermässigem Konsum verleiten zu lassen, setzen immer mehr junge Menschen auf:

  • Offene Kommunikation ĂĽber ihr Budget
  • Bewusste finanzielle Prioritäten
  • Smarte und nachhaltige Sparstrategien

Dieser Trend zeigt, dass finanzielle Verantwortung kein Tabuthema mehr ist, sondern aktiv gestaltet werden kann – sei es durch das Setzen klarer Budgetgrenzen, das bewusste Vermeiden unnötiger Ausgaben oder den Austausch über Sparziele auf Plattformen wie TikTok.