Micro Finance: Kleines Geld, grosse Wirkung

Sparen fällt vielen Menschen schwer. Es gilt, psychologische und verhaltensbedingte Barrieren zu durchbrechen. Hier kann die Verhaltensökonomie helfen.

Die Forschung zeigt, dass kleine Schritte und automatisierte Prozesse dazu beitragen können, das Finanzverhalten nachhaltig zu verändern. Micro Finance, Micro Investing und andere verhaltensökonomische Instrumente bieten eine praktische Möglichkeit, Sparen und Anlegen effektiv und stressfrei in den Alltag zu integrieren. Hier ein Überblick mit wissenschaftlichem Hintergrund. 

1. Kleine Erfolge feiern

Grosse Ziele können überwältigend wirken. Die Forschung empfiehlt, sie in kleine, überschaubare Schritte zu unterteilen. Studien von Stephen Wendel zeigen, dass das Erreichen kleiner Meilensteine das Selbstvertrauen stärkt und die Motivation erhöht, langfristig am Ball zu bleiben. Wer beispielsweise ein Sparziel von 10’000 Franken hat, sollte mit 100 Franken beginnen. Solche kleinen Erfolge regelmässig zu feiern, fördert ein positives Sparverhalten.

2. Ein Notgroschen für mehr Sicherheit

Knappheit – das Gefühl begrenzter Ressourcen – kann unsere Entscheidungen beeinflussen. Untersuchungen von Mullainathan und Shafir zeigen, dass Menschen in Zeiten der Knappheit dazu neigen, kurzfristige Bedürfnisse über langfristige Ziele zu stellen. Ein Notgroschen kann helfen, diesem Effekt entgegenzuwirken, indem er finanzielle Sicherheit schafft und das Sparen erleichtert, auch wenn die Mittel knapp sind.

3. Automatisches Sparen

Viele finanzielle Entscheidungen zu treffen, kann zu so genannter Entscheidungsmüdigkeit führen, wie Studien von Baumeister und Tierney zeigen. Diese erschwert es, regelmässig rationale Sparentscheidungen zu treffen. Automatisierte Sparprozesse über einen Sparplan, wie zum Beispiel monatliche Daueraufträge, reduzieren diese Belastung und stellen sicher, dass Sparziele konsequent verfolgt werden.

4. Mikroanlagen

Mikrofinanzplattformen nutzen psychologische Prinzipien, um das Sparen und Anlegen zu vereinfachen. Zwei bewährte Ansätze sind:

  • Round-up (Aufrunden): Bei jedem Kauf wird der Betrag aufgerundet und die Differenz automatisch investiert. Ein Beispiel: Wenn Sie für 3.50 Franken einkaufen, wird auf 4 Franken aufgerundet und 50 Rappen investiert.
  • Automatische Einzahlungen: Regelmässige Einzahlungen, etwa 10 Franken pro Woche, fördern die Konstanz und Nachhaltigkeit.

Wie Studien von Beshears zeigen, erleichtern solche automatisierten und intuitiven Abläufe das Sparen erheblich und helfen, langfristige Ziele zu erreichen.

5. Motivation durch Vermeidung von Verlusten

Menschen reagieren stärker auf Verluste als auf Gewinne – ein psychologisches Phänomen, das als Verlustaversion, auch Loss Aversion genannt, bekannt ist. Die Forschung von Beshears zeigt, dass das Bewusstsein möglicher finanzieller Nachteile bei Nicht-Sparen eine starke Motivation darstellen kann. Mikroinvestitionsplattformen machen sich dieses Prinzip zunutze, indem sie die Vorteile des Sparens beziehungsweise die Konsequenzen des Nicht-Sparens deutlich machen.