Small-Firm-Effekt oder warum kleine Aktien besser abschneiden, als grosse

Ein Schweizer Finanzexperte hat den Begriff Small-Firm-Effekt weltweit bekannt gemacht. Wir erklären, um was es geht und was dieser Effekt für Ihre Anlagestrategie bedeutet. 

Der Small-Firm-Effekt (SFE) ist eine Theorie, die besagt, dass kleinere Unternehmen oder Unternehmen mit einer geringen Marktkapitalisierung tendenziell an der Börse besser abschneiden, als grössere Unternehmen.

Das Konzept geht auf den Schweizer Finanzexperten Rolf Banz zurück. In seiner Dissertation beschäftigte er sich mit der Preisgestaltung von kleinen Firmen auf dem US-Markt. Banz' Studie ergab, dass kleine Aktien («Small Cap») im Laufe der Zeit durchschnittlich besser abschneiden, als grosse Aktien («Large Cap»).

Der Small-Firm-Effekt bringt das Capital Asset Pricing Model ins Wanken

Der Small-Firm-Grösseneffekt wurde zum ersten Mal in den frühen 1980er Jahren in mehreren wissenschaftlichen Arbeiten dokumentiert. Er wurde schnell zur ersten echten Herausforderung für das wichtigste Rahmenwerk zur Bewertung von Vermögenswerten, das Captial Asset Pricing Model (CAPM). Denn das etablierte CAPM konnte den SFE und den damit verbundenen Werteffekt nicht erklären. 

Als mögliche Gründe werden statistische, verhaltensökonomische sowie rationale Faktoren angeführt. Der SFE könnte beispielsweise für einen nicht diversifizierbaren Risikofaktor wie das Cashflow-Risiko, Konkursrisiko oder das Liquiditätsrisiko stehen.

Andere Hinweise sind, dass die Schätzungen der durchschnittlichen Small-Cap-Renditen aufgrund einer Art von Überlebensverzerrung («survivorship bias») in den verwendeten Datenstichproben nach oben verzerrt sein könnten.

Befürworter der Behavioral Finance wiederum gehen davon aus, dass Anleger:innen dazu neigen, Small-Cap-Aktien im Vergleich zu Large-Cap-Aktien überzubewerten, wenn sie besonders optimistisch sind, und sie  unterzubewerten, wenn sie pessimistisch sind.

«Irrationale Verhaltensweisen schlagen sich wohl oder übel in der Preisfestsetzung nieder.»

Rolf Banz

Schliesslich könnte auch die geringere Liquidität von Small-Cap-Aktien eine Risikoquelle sein, die zu höheren Prämien, beziehungweise Renditen führt.

Was das für Ihre Anlagestrategie bedeutet

Der Small-Firm-Effekt sollte in Ihre Anlageentscheidungen einfliessen. Der Ansatz kann verschiedene Anlagestile ergänzen, um das Renditepotenzial und die Diversifikation zu verbessern. Es wäre aber falsch, ausschliesslich auf den SFE zu setzen, denn diese Strategie wäre nicht ausreichend diversifiziert: Kleine Unternehmen sind schliesslich auch volatiler und könnten liquiditäts- und ausfallgefährdeter sein, als grössere. Besser ist, eine Anlage breit aufzustellen und zu diversifizieren.