Was bedeutet eine inverse Zinskurve?
Eine inverse Zinskurve ist ein zuverlässiger Indikator für eine bevorstehende Rezession. Hier erfahren Sie, was Anleger:innnen wissen müssen.
Der Begriff «inverse Zinskurve» geht auf den kanadischen Wirtschaftswissenschaftler Campbell Harvey zurück, der darüber in seiner Dissertation an der Universität von Chicago 1986 geforscht hat. Eine inverse Zinskurve tritt auf, wenn die kurzfristigen Zinsen höher sind als die langfristigen:
Was verursacht eine inverse Zinskurve?
Die kurzfristigen Zinsen sind typischerweise dann höher als die langfristigen, wenn die Notenbanken die Zinssätze für kurzfristige Anleihen erhöhen, um einer möglichen Inflation entgegenzuwirken oder um das Wirtschaftswachstum zu bremsen. Dieses Investitionsmuster zeichnet sich im Jahr 2023 ab. Da überstieg die Rendite der zweijährigen US-Treasuries die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen um mehr als einen Prozentpunkt.
Die langfristigen Zinsen können aber auch aus einem anderen Grund tiefer sein als die kurzfristigen, nämlich weil die Anleger:innen eine negative wirtschaftliche Entwicklung erwarten und vermehrt in langfristige Obligationen investieren. Dies führt zu einem höheren Preis und somit zu niedrigeren Verfallrenditen.
Inverse Zinskurve = Rezession?
Historisch betrachtet ist eine inverse Zinskurve oft mit einer bevorstehenden Rezession oder wirtschaftlichen Abschwächung einhergegangen. Die Wirtschaft brauchte jeweils zwischen 12 und 24 Monaten, um in eine Rezession zu fallen. So hat beispielsweise die inverse Zinskurve bei den deutschen Bundesanleihen zwischen 1990 und 1992 die Rezession im Jahre 1993 vorweggenommen.
«Inverted yield curve is overrrated.»
Eine Rezession kann zu sinkenden Unternehmensgewinnen und steigender Arbeitslosigkeit führen, was wiederum negative Auswirkungen auf den Aktienmarkt haben kann. Daher wird die inverse Zinskurve von vielen als ein Warnsignal für einen möglichen Wirtschaftsabschwung angesehen.
Wie sollen sich Anleger:in bei einer inversen Zinskurve verhalten?
Eine inverse Zinskurve ist ein deutliches Warn-, aber kein unmittelbares Verkaufssignal. Es gibt weitere Wirtschaftsfaktoren, die den Aktienmarkt beeinflussen, und für Anlageentscheide berücksichtigt werden müssen.
Anleger:innen brauchen sich nicht von Aktien zu verabschieden, wenn Zinskurven invertieren. Sie können stattdessen ihre Aktienportfolios neu ausrichten. Bilanz- und dividendenstarke Titel aus defensiven Sektoren wie Gesundheit, Nahrungsmittel und Konsumgüter sind dabei vorzuziehen.
Oder sie können von einer indexierten Aktienanlage auf einen Minimum-Risik-Ansatz wechseln, um die Portfolioschwankungen zu reduzieren. Hier werden Wertschriften so gewählt und gewichtet, dass das Risiko langfristig geringer ist, als am Gesamtmarkt.
Schliesslich können sie ihre Risiken in Hochzinsanleihen («High Yield») reduzieren, um einer möglichen Rating-Herabstufung aufgrund sich abschwächender Bonität einzelner Firmen vorzukommen.