Der Aktienmarkt ist fast immer rational – darum kann man ihn kaum schlagen
Können Anleger:innen den Markt schlagen? Also Renditen erzielen, die über dem Marktdurchschnitt liegen? Leider nein.
Die Markteffizienzhypothese (Efficient Market Hypothesis/EMH) befasst sich mit der Preisbildung an den Finanzmärkten und erklärt, wie sich diese bewegen. Sie wurde in den 1960er Jahren vom US-Ökonomen und Nobelpreisträger (2013) Eugene Fama entwickelt.
Seine Haupterkenntnis war, dass die Preise aller Wertpapiere vollkommen fair sind und den inneren Wert eines Vermögenswerts widerspiegeln. Der Marktpreis ist korrekt, da alle neuen Informationen sofort eingepreist werden. Preisschwankungen nach unerwarteten Nachrichten können durchaus auftreten. Doch sobald die Informationen verarbeitet sind, setzt der effiziente Markt wieder ein.
Niemand kann die Aktienpreise voraussagen
Nach dieser Theorie ist es unmöglich, den Aktienmarkt systematisch zu schlagen, weil der künftige Kursverlauf nicht planbar ist. Ebenso könnte das Haustier die Zusammenstellung des Aktienportfolios vornehmen. Tatsächlich hat ein Papagei im Jahr 2009 bei einem Investmentspiel in Südkorea acht Finanzprofis ausgestochen und einen satten Gewinn erzielt. Kurzfristige Überrenditen sind sicherlich möglich, aber rein zufällig.
Die logische Folgerung der Markteffizienz ist die sogenannte «Random Walk»-Hypothese, was übersetzt soviel heisst, dass sich die Aktienpreise zufällig bewegen.
Passiv anlegen ist effizienter als Stock Picking
Die EMH in ihrer stärksten Ausprägung macht somit die fundamentale und die technische Analyse obsolet, da es keine Informationen gibt, die zu überhöhten Renditen führen könnten, mit Ausnahme des Insiderhandels.
«I’d compare stock pickers to astrologers, but I don’t want to bad mouth astrologers.»
Eugene Fama
Auf der einen Seite ist EMH ein Plädoyer für das passive Anlegen, also für Indexfonds oder für börsengehandelte Index-ETFs, sowie für das wissenschaftliche und regelbasierte Anlegen (was von Descartes in der Minimum-Risk-Strategie angewendet wird). Auf der anderen Seite ist es eine klare Absage an das Stock Picking, bei dem Fondsmanager gezielt in ausgewählte börsennotierte Firmen investieren.
Viele Finanztheorien sind nachträgliche Erzählungen, die nicht viel mehr Inhalt haben, als dass die Märkte gestiegen oder gefallen sind. Fama war der Anführer einer Bewegung, die für methodologische Standards in der empirischen Forschung einsteht.