Der Streit um Bubbles

Sind Finanzakteure rational und selbstkontrolliert? Oder sind es psychologische Faktoren, die Anleger:innen bei ihren Investitionsentscheidungen antreiben? Darüber streiten sich zwei Nobelpreisträger seit Jahren.

Die zwei bekanntesten Ökonomen, die sich diesen Fragen gewidmet haben, sind Eugene Fama von der Universität Chicago und Robert Shiller von der Yale University. Für Ihre Leistungen wurden beide im Jahr 2013 mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet.

Fama: Vater der Markteffizienzhypothese

Ihre Herangehensweise an die Wirtschaft und die Finanzmärkte unterscheidet sich jedoch in mehreren wesentlichen Punkten. Fama ist vor allem für seine Arbeiten zur Effizienzmarkthypothese (EMH) bekannt. Die EMH besagt, dass die Finanzmärkte effizient sind, was bedeutet, dass die Preise alle verfügbaren Informationen widerspiegeln und es unmöglich ist, den Markt durch die Nutzung dieser Informationen dauerhaft zu übertreffen. Spekulationsblasen existieren somit nicht. 

«The word bubble drives me nuts.»

Eugene Fama

Fama ist auch bekannt für seine Arbeiten zum Kapitalmarkt und zum Faktorenmodell, welches besagt, dass sich Aktienrenditen hauptsächlich durch drei Faktoren erklären lassen: die Entwicklung des Gesamtmarktes («Marktbeta»), die Marktkapitalisierung («Size»), und das Kurs-Buchwert-Verhältnis («Value»).

Shiller: Vater der Behavioral Finance

Shiller hingegen ist vor allem für seine Arbeiten zum Thema Behavioral Finance (verhaltensorientierte Finanztheorie) bekannt, in denen er die psychologischen und emotionalen Faktoren auf die Preisbildung untersucht. Er hat auch das Konzept des irrationalen Überschwangs entwickelt, das sich auf die Tendenz von Anleger:innen bezieht, die Zukunftsaussichten eines Vermögenswerts übermässig optimistisch einzuschätzen, was zu Blasen («Bubbles») und anschliessenden Crashs führt.

«The word bubble creates a mental picture of an expanding soap bubble, which is destined to pop suddenly and irrevocably.»

Robert Shiller

Insgesamt betont der Ansatz von Fama die Rolle der Marktkräfte bei der Bestimmung der Preise von Vermögenswerten, während der Ansatz von Shiller sich auf die psychologischen und emotionalen Faktoren konzentriert. Oder: Fama beschreibt eine perfekte Börsenwelt, während Shiller vor der Irrationalität der Märkte warnt. 

Wer hat nun recht?

Das ist nicht einfach zu beantworten, und ist schliesslich eine Glaubensfrage. Sicherlich ist der «Markt» effizienter als Shiller und die meisten Vermögensverwalter – vor allem die aktiven Fondsmanager – meinen. Auf der anderen Seite, ist der «Markt» weniger effizient ist als Fama behauptet.

Selbst die Königlich Schwedische Akademie konnte die Frage anlässlich der Vergabe des Nobelpreises an beide Ökonomen im selben Jahr nicht definitiv beantworten. So schrieben die Juroren, dass die gleichzeitige Preisvergabe an Fama und Shiller als «überraschend und widersprüchlich» verstanden werden kann. Wie wahr!