Wie der Januar, so das ganze Jahr?
Die Börsen haben weltweit einen Traumstart hingelegt. Die Hauptgründe dafür waren die Hoffnung auf eine baldige Beendigung der Zinserhöhungen in den USA, die Öffnung Chinas und das Ausbleiben einer Gasmangellage in Europa. Wird sich dieser Trend halten? Wir sind skeptisch.
1. Aktien
Vor dem Hintergrund des fulminanten Jahresauftakts scheint ein kurzfristiger Rücksetzer nicht ausgeschlossen. Die Aktienmärkte, insbesondere in Europa, scheinen etwas überhitzt.
2. Obligationen
Nicht nur Aktien zogen seit Jahresbeginn an, sondern auch Obligationen. Mit Ausnahme von Japan haben alle Staatsanleihen zugelegt. Weil sich die Debatte weg von der Inflation hin zu Wachstumssorgen und Rezessionsängsten verlagert, können Anleihen ihre defensiven Qualitäten ausspielen.
3. US-Dollar
Der Dollar gab stärker nach, als wir erwartet hatten. Der Greenback dürfte weiter Schwäche zeigen, insbesondere gegenüber dem Schweizer Franken. Die hohe Inflation in den USA während der vergangenen zwei Jahre resultiert in Aufwärtsdruck auf den Franken. Nach der jüngsten Erholung des Euros sehen wir bei dessen Wert gegenüber dem Franken wenig Aufwertungspotenzial.
4. Gold
Dank fallenden US-Renditen und einem schwächeren US-Dollar befindet sich Gold wieder im Aufwind. Wir gehen davon aus, dass die weiter sinkenden Realrenditen die Nachfrage nach Gold hochhalten werden. Ausserdem bleiben Notenbanken auf der Käuferseite.
5. Erdöl
Seit dem 5. Dezember 2022 ist das EU-Ölembargo gegen Russland in Kraft. Im Februar 2023 sollen auch Ölprodukte hinzukommen. Diese Faktoren dürften zu höheren Notierungen führen. Weiter rechnen wir damit, dass die Nachfrage in China nach dem Ende der Null-Covid-Politik wieder anziehen wird.
6. Bitcoin
Seit Anfang Januar erlebt Bitcoin ein Comeback. Der Kurs kletterte über die Marke von 23'000 Dollar und erreichte damit ein 5-Monats-Hoch. Trotzdem ist Vorsicht geboten. Die Implosion von FTX ist noch nicht verdaut und Bitcoin schwankt bedeutend stärker als jede andere Anlageklasse.
Dies ist eine Einschätzung von Adriano Lucatelli, Finanzexperte und Mitgründer sowie Geschäftsführer von Descartes. Die Prognosen und Aussagen über die Finanzmärkte widerspiegeln die persönliche Meinung von Adriano Lucatelli zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich jederzeit verändern. Verweise auf bestimmte Wertpapiere, Vermögensklassen oder Finanzmärkte dienen nur zu Illustrationszwecken und sollten nicht als Beratung oder Empfehlung in Bezug auf den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren verstanden werden.