Aktiv vs. passiv investieren: Wo liegt der Unterschied?

Investieren lohnt sich – doch welche Strategie ist die richtige? Anlegerinnen und Anleger stehen oft vor der Entscheidung, aktiv oder passiv zu investieren. Während aktives Investieren darauf abzielt, den Markt gezielt zu schlagen, setzt passives Investieren auf eine breite Diversifikation und niedrige Kosten.

Wir beleuchten die Unterschiede, Vor- und Nachteile beider Ansätze und zeigen, wie Sie die passende Strategie für sich finden.

Zwei Wege, ein Ziel: Der Erfahrungsbericht von mir und meiner Frau

Adriano: Der aktive Anleger

Ich interessierte mich leidenschaftlich für die Finanzmärkte. Ich verfolgte Wirtschaftsnachrichten, analysierte Aktien und setzte auf gezieltes «Stock Picking». Mein Ziel: den Markt schlagen.

Anfangs hatte ich Erfolg. Mit cleveren Tech-Investments in den 1990er Jahren erzielte ich hohe Gewinne. Doch mit den Jahren wurde es schwieriger:

  • Marktschwankungen verunsicherten mich. Während der Finanzkrise 2008 verkaufte ich einen Teil meiner Investments – um dann zu sehen, wie sich die Märkte in den nächsten fünf Jahren wieder deutlich erholten.
  • «Heisse Tipps» erwiesen sich als Fehlschläge. Einige meiner Investitionen entwickelten sich schlechter als erwartet.
  • Hohe Trading-Gebühren schmälerten meine Rendite.

Am Ende lag meine Rendite deutlich hinter dem Markt – und das, obwohl ich viel Zeit in meine Strategie investiert hatte.

Meine Frau: Die passive Anlegerin

Meine Frau wollte ihr Geld langfristig und stressfrei anlegen. Sie entschied sich für einen einfachen Ansatz: Sie investierte jeden Monat (Sparplan) einen festen Betrag in breit gestreute ETFs und liess den Markt für sich arbeiten.

  • Geringe Kosten: Da ETFs passiv verwaltet werden, musste sie kaum Gebühren zahlen.
  • Krisen ignoriert: Sie blieb auch in turbulenten Marktphasen investiert und vermied Panikverkäufe.
  • Der Zinseszinseffekt spielte für sie: Über die Jahre wuchs ihr Portfolio kontinuierlich – ohne aktives Zutun.

Heute hat meine Frau eine deutlich höhere Rendite als ich – bei weniger Stress, weniger Aufwand und geringeren Kosten.

Diese Geschichte zeigt: Passives Investieren schlägt aktives Investieren oft – nicht weil es spektakulär ist, sondern weil es Anleger:innen vor emotionalen Fehlentscheidungen schützt.

Aktiv investieren: Den Markt schlagen – aber zu welchem Preis?

Beim aktiven Investieren analysieren Fondsmanager oder private Anleger:innen gezielt Unternehmen, um durch geschicktes Timing («Market Timing») und Stock Picking eine höhere Rendite als der Gesamtmarkt zu erzielen.

Vorteile:

  • Gezielte Auswahl: Sie bestimmen selbst, in welche Unternehmen Sie investieren und können gezielt Branchen oder Unternehmen bevorzugen.
  • Flexibilität: Möglichkeit der Absicherung von Positionen durch Put-Optionen oder Leerverkäufen.

Nachteile:

  • Hoher Aufwand: Ständige Marktbeobachtung und regelmässige Anpassungen sind erforderlich.
  • Hohe Kosten: Managementgebühren und Handelskosten belasten die Rendite.
  • Geringe Erfolgsquote: Zahlreiche Studien – etwa des Indexanbieters S&P – zeigen, dass es den meisten Fondsmanagern langfristig nicht gelingt, den Markt zu schlagen. Ein Hauptgrund für die Underperformance liegt darin, dass die Aktienmärkte sehr effizient sind und Informationen relativ schnell in den Preisen reflektiert werden. Ineffizenzen können so kaum systematisch ausgenutzt werden.

Passiv investieren: Einfach, kosteneffizient und breit diversifiziert

Beim passiven Investieren wird Kapital breit gestreut in den gesamten Markt investiert – meist durch Indexfonds oder ETFs, die einen bestimmten Index nachbilden. Die Rendite entsteht, weil sich die Märkte (historisch gesehen), über die Jahre kontinuierlich positiv entwickeln

Wie funktioniert passives Anlegen?

ETFs (Exchange Traded Fund) sind börsengehandelte Fonds, die Indizes wie den MSCI World abbilden. Sie ermöglichen es den Anleger:innen, mit einer einzigen Investition breit diversifiziert in zahlreiche Unternehmen zu investieren.

Indizes in der Schweiz 

Der SMI etwa repräsentiert als wichtigster Index des Landes den Schweizer Aktienmarkt. Er wurde 1988 eingeführt und seit 1997 umfasst er die 20 Schweizer Unternehmen mit der höchsten Liquidität. 

Daneben gibt es auch den Swiss Performance Index SPI, der den gesamten Schweizer Aktienmarkt abbildet, weil er alle Aktien schweizerischer Unternehmen, die an der Schweizer Börse gehandelt werden, mit einbezieht:

Vorteil

  • Einfachheit: Ideal für Einsteiger:innen, da keine vertieften Börsenkenntnisse erforderlich sind.
  • Kosteneffizienz: Geringere Gebühren, da kein aktives Management erforderlich ist.
  • Breite Diversifikation: Die Investition in viele Unternehmen reduziert das Einzelwertrisiko.

Nachteile:

Bei den Schwellenländern sieht das Bild ähnlich aus. Dort haben die fünf grössten Aktienmärkte Brasilien, China, Indien, Südkorea und Taiwan einen Anteil von knapp 75% am MSCI Emerging Markets Index:

Mögliche Strategien zur Risikominderung

  • Konzentration auf Aktien mit historisch niedriger Volatilität (Minimum Risk).
  • Equal-Weight-ETFs: Alle Aktien eines Index werden gleich gewichtet, um Überkonzentrationen zu vermeiden.

Beide Ansätze erfordern eine aktive Aktienauswahl, während die Portfolios selbst passiv verwaltet werden und daher als «passive» Anlagen gelten.

Welche Strategie passt zu Ihnen?

Die Wahl zwischen aktivem und passivem Investieren hängt von Ihren individuellen Zielen, Ihrer Risikobereitschaft und Ihrem Anlagehorizont ab:

  • Langfristige Anleger:innen: Passives Investieren ist oft die beste Wahl – niedrige Kosten, breite Diversifikation und eine bewährte Strategie.
  • Erfahrene Anleger:innen mit Zeit für Marktanalysen: Wer sich intensiv mit der Börse beschäftigt, kann durch aktives Investieren versuchen, den Markt zu schlagen.
  • Hybride Ansätze: Eine Mischung aus beiden Strategien – zum Beispiel ein Basisinvestment in ETFs mit einzelnen aktiven Investments (Core-Satellite) – kann sinnvoll sein.

Kurz gesagt

Passives Investieren hat sich als effektive und kostengünstige Strategie erwiesen und ist für die meisten Anlegerinnen und Anleger die bessere Wahl. Wer aktiv investieren will, sollte sich der Herausforderungen bewusst sein und eine klare Strategie verfolgen.

Unabhängig vom gewählten Ansatz ist es wichtig, langfristig zu investieren und sich nicht von kurzfristigen Marktschwankungen verunsichern zu lassen.