Wie wichtig ist die Rückforderung der Quellensteuer auf ausländische Dividenden in der Vorsorge?

In der Finanzwelt gibt es mehrere Märchen. Dass Sie über Nacht reich werden können genauso wie dass es sehr wichtig wäre, in Ihrer Vorsorge unbedingt die Quellensteuer auf ausländische Dividenden zurückfordern zu können. Aber der Reihe nach.

Wenn Sie Aktien eines Unternehmens besitzen und dieses beschliesst, Dividenden auszuschütten, werden auf diese Kapitalgewinne Steuern fällig. Befindet sich das Unternehmen im Ausland, können Sie in der Regel einen Teil dieser Steuern vom Steueramt des entsprechenden Staates zurückfordern.

Dies ist bei reinen Vorsorgefonds möglich und erfolgt automatisch. Bei herkömmlichen Anlagefonds jedoch nicht. Deshalb hält sich die Behauptung, reine Vorsorgelösungen seien für die Säule 3a und die Freizügigkeit besser als Fonds, die sowohl fürs Vorsorgen wie auch fürs Anlegen (Säule 3b) angeboten werden. Stimmt dies?

Ja, aber…

Klar ist: Je weniger Steuern und Abgaben Sie zahlen, desto mehr Geld verdienen Sie. Doch wie gross ist der Unterschied, den die Rückerstattung der Quellensteuer ausmacht? Bei einer reinen Aktienstrategie mit 50 Prozent quellensteuerbefreiten Aktienfonds beträgt die Differenz (Durchschnitt 2021 bis 2023) rund 2 Promille (vor Steuern). Oder anders ausgedrückt: CHF 20 auf CHF 10’000 Anlagevermögen.

Dies sollten Sie in Relation zu den Gesamtkosten setzen, die Sie für die Verwaltung Ihres Vorsorgefonds bezahlen. Diese betragen in der Regel zwischen 0,5 Prozent und 1 Prozent des durchschnittlich investierten Vermögens. Bei einigen Anbietern kommen dann noch Fremdwährungsgebühren, Ausgabe- oder Rücknahmekommissionen und andere versteckte Kosten hinzu.

Die Rückforderung der Quellensteuer spielt da eine untergeordnete Rolle. Vor allem, wenn Sie drei noch viel wichtigere Fragen berücksichtigen:

Wie gut ist die Performance?

Ein Vergleich verschiedener nachhaltiger Swisscanto-Vorsorgestrategien mit und ohne Quellensteuerrückerstattung zeigt, dass der Einsatz von quellensteuerbefreiten Fonds nicht automatisch zu besseren Renditen führt. Die Rückforderung der Quellensteuer schafft es auch nicht, einen Performance-Rückstand wettzumachen:

 

Performance 100% Aktien (mit/ohne Quellensteuerrückerstattung), *per Juli 2024
Quelle: Firmen-Homepages

 

2020

2021

2022

2023

2024*

kumuliert

mit:

           

Viac

5,80%

22,00%

-16,70%

8,80%

15,70%

35,35%

Finpension

6,77%

20,85%

-17,67%

9,03%

13,81%

31,82%

ohne:

           

Descartes

6,21%

22,33%

-16,68%

9,85%

14,99%

36,74%

Yuh

8,61%

21,26%

-17,15%

11,99%

12,51%

37,48%


Zum gleichen Ergebnis kommt eine breit angelegte Studie der Handelszeitung (6. Juni 2024, Seiten 6-7): Die Rendite der Portfolios mit Rückforderung war über einen längeren Zeitraum nicht besser, als die Rendite ohne Rückforderung (siehe auch unseren Blog). 

Was passiert, wenn Sie Ihre Vorsorgefonds auflösen?

Angenommen, Sie freuen sich während 30 Jahren über jährliche Quellensteuerrückerstattung von 0,2 Prozent. Dann gehen Sie in Pension und möchten sich Ihr angespartes Vorsorgeguthaben auszahlen lassen. Falls Sie bei einem «reinen» Vorsorgeanbieter sind, verkauft dieser Ihre Fondsanteile und überweist Ihnen das Geld. Eventuell möchten Sie Ihr Guthaben wieder anlegen. Das alles kann bis zu einem Monat und länger dauern.

Wenn Sie Pech haben und die Börse in dieser Zeit um 5 Prozent gestiegen ist, sind Ihre Quellensteuergewinne bereits wieder zunichte gemacht. Ausserdem können für diese Transaktionen hohe Gebühren anfallen, wie wir in diesem Blogartikel darlegen.

Dies ist bei Descartes anders. Bei uns dauert die gesamte oben beschriebene Transaktion nur etwa eine Woche. Leider ist dies nötig, da der wirtschaftlich Berechtigte wechselt (von der 3a-/Freizügigkeitsstiftung zu Ihnen), auf jeden Fall aber warten Sie viel weniger lange auf Ihr Geld.

Zudem bieten wir Ihnen dieselben bewährten Fonds an, mit denen Sie Ihr Alterskapital bereits angespart haben. Diese Übertragung ist bei uns kostenlos, was Ihnen unter Umständen mehrere tausend Franken sparen kann.

Bei uns wissen Sie auch genau, wie viel Sie nach der Pensionierung bezahlen. Die jährlichen Gebühren bei Descartes Invest (3b) sind mit 0,84 bis 0,87 Prozent nur 0,2 Prozent höher als bei der Vorsorge. Viele Vermögensverwalter verlangen bis zu 1,5 Prozent der Anlagesumme als Jahresgebühr.

Bleiben Sie in Ihren Anlageentscheidungen unabhängig?

Im obigen Rechenbeispiel vergleichen wir vier Vorsorgeanbieter mit Swisscanto-Fonds. Die quellensteuerbefreiten Fonds haben jedoch eine Einschränkung: Sie müssen zwingend bei der Zürcher Kantonalbank gezeichnet und verwahrt werden.

Das ist an sich nicht schlimm, stört uns aber trotzdem. Denn als einer der wenigen wirklich unabhängigen Anbieter auf dem Markt wollen wir für Sie die Fonds und den Bankpartner frei wählen können, um Ihnen jederzeit das beste Angebot auf dem Markt zu bieten.

Fazit: Darum ist die Quellensteuer-Rückforderung überbewertet

Wenn Anbieter mit der Rückerstattung der Quellensteuer werben, wollen diese wahrscheinlich von ihrer schlechten Performance ablenken. Es lohnt sich, genau zu vergleichen.

Auch sollte es Ihnen bewusst sein, dass Sie bei einem reinen Vorsorgeanbieter bei der Pensionierung unter Umständen lange aufs Geld warten und die Transaktion teuer bezahlen müssen, sobald Sie Ihr Guthaben wieder anlegen. Spätestens dann spielen die zwei Promille jährliche Ersparnis keine Rolle mehr.

Zu guter Letzt führt die Fixierung auf die Quellensteuerrückforderung dazu, dass Sie sich im Angebot einschränken müssen, was ebenfalls Risiken wie höhere Gebühren oder schlechtere Fonds mit sich bringt.

Aus unserer Sicht ist die Rückforderung der Quellensteuer nur dann ein Argument, wenn diese drei Fragen berücksichtigt werden. In der Praxis bedeutet dies: Es gibt viel wichtigere Kriterien bei der Wahl Ihres Vorsorgeanbieters.